SPANNeND
Spannungskoordination unter Nutzung von Blindleistung zwischen Netzbetreibern Digital
Der Wandel des Energiesystems zu einer dezentralen Erzeugung bedeutet auch für die Koordination und den Betrieb der Netze einen Wechsel hin zu einer dezentralen Organisation. Diesem Wandel wird durch den neuen Redispatch-2.0-Prozess Rechnung getragen. Allerdings zielt dieser Prozess primär auf Wirkleistung ab. Die beim Transport lokal erzeugte Blindleistung findet bisher noch keine explizite Berücksichtigung im neuen Koordinationsprozess. Dabei sorgt die Blindleistung dafür, dass die Spannung der Netze stabil bleibt und die Wirkleistung sicher verteilt werden kann. Die Herausforderung besteht darin, dass Blindleistung sich hoch nichtlinear verhält und auch nur relativ lokal (also in der Nähe der jeweiligen Erzeugungsanlage) erzeugt und eingesetzt werden kann.
Das Team des Forschungsprojekts SPANNeND will daher eine einheitliche, robuste und interoperable Methode entwickeln, um Blindleistungspotenziale aus dem Verteilnetz verlässlich in die Übertragungsnetzführungsprozesse zu integrieren. Der Einsatz von Blindleistung soll dabei die Redispatch-Dimensionierung optimieren und die Netze weiterhin stabil und sicher halten. Die Blindleistungsflexibilität, die dem Übertragungsnetzbetreiber zur Verfügung steht, soll einheitlich über die Redispatch-Plattform angeboten werden und damit die notwendigen Redispatch-Maßnahmen optimal dosieren (minimieren). Durch die Arbeiten soll die Planbarkeit des Netzbetriebs, die Systemsicherheit und -stabilität steigen sowie Kosten für den Redispatch und das Netzengpassmanagement sinken.
Auf Basis von Vorarbeiten rund um die Blindleistungsoptimierung (Q-OPF) und -bereitstellung will das Forschungsteam standardisierte Methoden, inklusive Umsetzungs- bzw. Implementierungsrichtlinien, erarbeiten und bei den beteiligten Verteilnetzbetreibern in Feldtests erproben. Dabei wird sich emsys grid services dem Teilprojekt "Prozessintegration einer Blindleistungsoptimierung in eine Redispatch-Plattform" widmen.
Träger des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekts ist das Forschungszentrum Jülich. Die Projektlaufzeit ist für den Zeitraum 2022 bis 2024 vorgesehen.